Waldbaden = ist das wirklich die Lösung für mehr Entspannung und Resilienz?

Gesund und fit durch einen "entschleunigten" Spaziergang im Wald

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Artikel aktualisiert am 15. Oktober 2022

Waldbaden – Klingt komisch, ist es aber wohltuend.

Die erfrischende und anregende Wirkung der Natur ist bekannt. Vermehrt ist nun die Rede vom Waldbaden und der daraus resultierenden Verbesserung der Gesundheit. Wie die Natur genau auf die Gesundheit wirkt und was dabei im menschlichen Körper passiert, wird seit Jahren erforscht. Die Ergebnisse sind durchweg positiv.

Made in Japan

Waldbaden hat bereits eine japanische Tradition. Anfang der achtziger Jahre führte das japanische Gesundheitsministerium das Shinrin-yoku, übersetzt „heilsames Waldbaden“, ein. Japan erforscht seitdem die medizinische Wirkung und bietet „Waldmedizin“ an japanischen Universitäten als fachärztliche Spezialisierung an. Shinrin-yoku ist mittlerweile ein wichtiger Teil der staatlichen Gesundheitsversorgung und etwa 5 Millionen Japaner nutzen jährlich die nationalen Erholungswälder.

Forschungen untersuchen Wirkung durch Waldbaden

Laut Studien des japanischen Professors für Umweltimmunologie Qing Li steigt nach einem Spaziergang im Wald die Anzahl der Killerzellen, die das menschliche Immunsystem unterstützen. Der Blutdruck würde nach einer Stunde Aufenthalt im Wald sinken.

Es ist noch nicht eindeutig belegt, ob deutsche Wälder, die zu großen Teilen nach wirtschaftlichen Aspekten angelegt sind und vielfach aus Fichten, Buchen und Eichen bestehen, eine ähnliche Wirkung wie japanische Wälder haben. In diesen Wäldern stehen insbesondere Lerchen, Pinien und Zedern.

Die Natur wieder genießen und fühlen in unserer hektischen Zeit

Die Professorin für Medizinische Klimatologie Angela Schuh weist darauf hin, dass kurzfristige Effekte, wie Stärkung des Immunsystems durch frische Luft und Stressabbau durch Stille unumstritten seien. Auch konditionierte Aspekte, also Kindheitserinnerungen an schöne Erlebnisse beim Spielen und Wandern im Wald würden sich positiv auswirken. Die Langzeitwirkung des Waldbadens sei noch nicht ausreichend erforscht.

1984 belegte der schwedische Forscher Roger Ulrich eine schnellere Genesung und ein geringeres Schmerzempfinden bei Patienten, denen der Blick auf begrünte Natur ermöglicht wurde. Der amerikanische Umweltpsychologe Marc Berman stellte 2015 einen besseren Gesundheitszustand bei Menschen in grünen Wohngegenden fest.
Eine aktuelle Studie der Universität Michigan belegt, dass im Endergebnis der Cortisol-Spiegel bei Probanden nach einem ruhigen Aufenthalt im Wald im Zeitraum von 20 bis 30 Minuten deutlich sank. Cortisol ist ein Stresshormon. Ein dauerhaft erhöhter Cortisol-Spiegel begünstigt unter anderem Depressionen, Herz-Kreislauf-Probleme und Übergewicht.

Waldbaden einfach praktizieren

In Deutschland werden immer mehr Seminare und Fortbildungen zum Thema Waldbaden angeboten. Um die Wirkung des Waldes auf das eigene Wohlbefinden zu spüren, sollten aber lediglich folgende Tipps beherzigt werden.

  1. Gehe bewusst langsam und gemütlich durch den Wald.
  2. Sei achtsam mit dir und der Natur. Nimm wahr, ohne zu werten. Passe dich der Ruhe an und werde selbst leise.
  3. Nimm die Natur mit allen Sinnen wahr. Höre den Wind in den Blättern, die Laute der Tiere, das Rauschen von Bächen und das Knistern unter deinen Füßen. Schau dir die natürlichen Farben und Formen an. Streiche über Moos und Baumrinden. Sonne dich, kühle deine Füße im Wasser ab. Probiere bekannte Früchte und Kräuter. Lege dich hin und schließe für einen Moment die Augen.
  4. Sammle Stöcke, Steine, Bucheckern und Eicheln, aber zerstöre niemals etwas, um es an dich zu nehmen.
  5. Bewege dich sanft, mache Yoga.
  6. Steige auf Hügel oder Berge und schau in die Ferne, um den Ausgleich zum nahen „Bildschirmblick“ zu erhalten.
  7. Atme bewusst und meditiere oder träume.

Fazit: Waldbaden – Tut gut!

Die Studien zeigen, dass Waldbaden eine positive Wirkung auf Körper und Seele hat. Eine Ausbildung zum Waldbaden ist nicht erforderlich, weil der Mensch die Verbindung zur Natur evolutionär in sich trägt. Wer sich erfolgreich durch Waldbaden erholen möchte, um sich zu entspannen und seine Resilienz (psychische Widerstandskraft) zu steigern, lässt Smartphone und Co. zu Hause und respektiert die Ruhe und Unversehrtheit des Waldes.