For Forest – Das umstrittene Kunstprojekt im Klagenfurter Fußballstadion

Ganz Österreich streitet über dieses Kunstwerk. Warum ist nun der Wald im Stadion?

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Artikel aktualisiert am 2. Oktober 2019

Klaus Littmann „FOR FOREST – Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“, Kunstintervention 2019, Wörthersee Stadion Klagenfurt | Austria Foto: UNIMO

Sie sehen den Ball vor lauter Bäumen nicht mehr: Im Klagenfurter Wörthersee Stadion (wurde für die EURO 2008 errichtet) ist bis zum 27. Oktober 2019 ein Wald zu bewundern. Ein Wald, dort, wo normalerweise gepflegter Rollrasen der Spielplatz der Kicker des SK Austria Klagenfurt ist. Klaus Littmann, der baumverbundene Kulturvermittler, hat die Ausstellung, die gleichzeitig Kunst, Mahnmal und naturverbundene Attraktion sein soll, initiiert.

Ein Wald aus der Baumschule

299 Bäume, die bis zu 40 Jahre alt und bis zu 14 Meter hoch sind, wurden in Wurzelballen auf dem Stadionrasen zu einem einzigartigen Mischwald aufgestellt – besichtigen und bewandern kann man diesen Wald täglich von 10-22 Uhr, der Eintritt ist kostenfrei. Die Bäume wurden weder abgeholzt noch wild ausgegraben – sie stammen aus Baumschulen. Nach der Aktion werden sie im Stadtwald ausgewildert.

Offizieller Trailer zu For Forest.

Massiver Gegenwind und rechtspopulistische Polemik

Wie alle Kunstprojekte, so erfährt auch For Forest heftigen Gegenwind. In der Kärntner Provinz haben es Kunstprojekte sowieso schwer. Doch angesichts der aktuellen Klimadebatte sind die Äste von Klaus Littmann offenbar noch viel mehr Gruppierungen ein Dorn im Auge – sowohl Rechtspopulisten als auch „besorgte“ Steuerzahler hetzen vor allem in den sozialen Netzwerken gegen das Projekt. Unverständlich, wie der Initiator findet, denn „es kann doch niemand gegen Bäume sein?“ Über 100.000 Menschen haben sich nicht von den Protesten beeindrucken lassen und haben das Projekt live gesehen (siehe hier).

Einmaliges und privat finanziertes Projekt

Tatsächlich werden die üblichen pauschalen Provokationen genutzt: Die Steuerzahler sollen für so was zahlen, man könne doch einfach in den Wald gehen. Entkräftet wird dieses Argument gleich zweifach: Zum einen ist das Projekt zu 100% privat finanziert, durch Spenden, Baumpaten, nachhaltig engagierte Firmen. Zum Zweiten findet man solch einen bunten Mischwald in der freien Natur kaum noch. Es ist eine einmalige Gelegenheit, Bäume zu betrachten, für die man sonst durch ganz Europa reisen müsste.

Trotzdem treibt der Wald rechte Gruppierungen auf die Palme, die man im Mischwald natürlich nicht findet. Zuhörer finden sie in dem Flügel der Fußballfans, die eigentlich nur in unbegründeter Sorge um ihr Stadion sind und die Hetze im Bereich Social Media dankbar als Ventil für ihren Alltagsfrust nutzen. Dabei wäre, laut den Befürwortern des Projektes, ein Spaziergang im Wald eine weit erfolgversprechendere Alternative zur Entspannung.

Wie geht es unserem Wald heute?

Österreich hat bereits mit der Installation breathe.austria auf der Weltausstellung (EXPO) in Mailand 2015 auf die Themen Nachhaltigkeit und Waldsterben hingewiesen. Die Installation von Klaus Littmann ist einer Zeichnung nachempfunden, die der österreichische Künstler Max Peintner bereits 1970 anfertigte: „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“. Schon damals wollte der Künstler darauf aufmerksam machen, in welch schlechtem Zustand unsere Wälder sind – so schlecht, dass man – überspitzt formuliert – irgendwann Bäume nur noch im Zoo bewundern und erleben kann. Gerade das eher kleine Klagenfurt kann mit „For Forest“ zeigen, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit und Naturschutz ist – es sind keine Themen, die nur auf großen Weltbühnen diskutiert werden sollten. Außerdem ist es einfach ein herrliches Erlebnis, durch diesen Wald zu wandern – Outdoorfreude mitten in der Stadt!

Wir werden nach Klagenfurt fahren und uns das Kunstprojekt live ansehen. Wir werden darüber hier und auf Instagram ausführlich berichten

Weiterführende Links:
For Forest
Instagram – Abenteurer.info